Kirche "Am Schöpfwerk" in Wien-Meidling gehört künftig zur serbisch-orthodoxen Kirche - Schönborn bei Schlüsselübergabe an Bischof Andrej (Cilerdzic): Nach vielen Jahrzehnten lebendigen Glaubenslebens wird am Schöpfwerk auch in Zukunft das "Wort Jesu Christi verkündet und die Eucharistie gefeiert"
Kardinal Christoph Schönborn hat am Dienstagabend im Rahmen einer feierlichen Vesper die Kirche "Am Schöpfwerk" in Wien-Meidling an die Serbisch-orthodoxe Kirche übergeben. Zu der Schlüsselübergabe an Bischof Andrej (Cilerdzic) werden zahlreiche Bischöfe der orthodoxen Kirche, Vertreter der Erzdiözese Wien sowie der Ökumene gekommen. Es sei eine Freude, so Kardinal Schönborn in seiner Ansprache vor der Schlüsselübergabe an Bischof Andrej, dass nach vielen Jahrzehnten lebendigen Glaubenslebens am Schöpfwerk auch in Zukunft dort das "Wort Jesu Christi verkündet und die Eucharistie gefeiert werde".
"Es ist derselbe Herr, es ist derselbe Gott, derselbe Jesus Christus, der uns zusammengeführt hat in dem einen Glauben und uns den Auftrag gegeben hat, das Evangelium zu leben und zu verkünden", betonte der Erzbischof.
Zur Zeit der Gründung der Pfarre "Am Schöpfwerk" im Jahr 1982 lebten dort rund 5.000 Katholikinnen und Katholiken. Die Pfarre war als integrativer Teil zahlreicher damals neu entstehender Wohnbauanlagen im 12. Wiener Gemeindebezirk konzipiert worden. Durch die demografische Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sank jedoch die Zahl der Katholiken auf zuletzt knapp 1.000. Gleichzeitig stieg der Anteil der Bewohner mit orthodoxer Konfessionszugehörigkeit. Nun wird die örtliche katholische Schöpfwerk-Pfarrgemeinde wieder Teil der "Mutterpfarre" Altmannsdorf.
Die katholische Gemeinde habe viele Jahre lang mit "großem Engagement und großem Herzen" gelebt, sagte Kardinal Schönborn. Die stetig abnehmende Zahl der Katholiken sei eine "schmerzliche, aber nicht nur schmerzliche Erfahrung", denn gleichzeitig habe die Zahl der orthodoxen Christen zugenommen. Es sei demnach zugleich eine Freude zu erleben, dass der christliche Glaube nicht abnehme. Das eigentliche Fundament sei weder die katholische noch die orthodoxe Tradition, sondern Jesus Christus, betonte der Wiener Erzbischof.
Gutes katholisch-orthodoxes Verhältnis
In seiner Dankesansprache betonte Bischof Andrej das gute Verhältnis von orthodoxer und katholischer Kirche in Österreich, das er seit seiner Berufung zum Bischof 2014 erlebe. Die Ökumene sei in den Bereichen der Integration und des gesellschaftlichen Engagements, in der karitativen Tätigkeit und im Engagement für den Frieden gefordert. "In der Verantwortung füreinander wollen wir Schranken der Trennung niederreißen", so der serbisch-orthodoxe Bischof wörtlich, "mit dem Ziel, zu mehr Gemeinschaft zu gelangen." Die "vereinzelten Besonderheiten" dürften niemals gegen die" umfassendere christliche Gemeinschaft ausgespielt werden."
Die künftige neue Kirchengemeinde sei aufgerufen, sich vor allem der Kinder und Jugendlichen anzunehmen und einen aktiven Beitrag zur gesellschaftlichen Integration aller zu leisten, so der Appell des Bischofs an seine eigene Kirche.
Engagement für den Frieden
Bezugnehmend auf das Fest der Kreuzerhöhung, das in der serbischen Kirche auf den 27. September fällt, betonte Cilerdzic die Verpflichtung der Christen zum Engagement für den Frieden. Dabei erwähnte er ausdrücklich die aktuelle Situation in der Ukraine, erinnerte aber auch den Ersten Weltkrieg: "Mehr als hundert Jahre sind vergangen, dass christliche Länder sich bekämpft haben, was nie wieder geschehen sollte." Während man aktuell eine "unvorstellbare Zunahme destruktiver Gewalt" erlebe und "beinahe in eine Kultur der Gewalt" übergehe, könne die Antwort der Christen darauf nur das gewaltlose Engagement für den Frieden sein. Christus antworte auf Gewalt und Tod mit Vergebung und Liebe. - Das verpflichte alle Christen.
kathpress
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